Grönland – perfekt, gut und flop

Eine kleine Betrachtung der Ausrüstung ist nach jeder Tour, aber ganz besonders nach längeren Touren spannend: Was hat gut funktioniert und Freude gemacht, darf also das nächste Mal wieder mit und was hat nicht wie erwartet oder erwünscht funktioniert.

Ausrüstung beim Trocknen in der Sonne

Auf meiner Tour in Grönland gab es so einiges, das ich zur letzteren Kategorie Flop – oder zumindest deutlich verbesserungswürdig zählen muss:

AntiGravityGear Tarptent: Für die Verhältnisse in der Tundra, ohne  Windschutz durch Bäume oder Landschaft, war dieses Tarptent keine wirklich gute Wahl! Hätte ich auch vorher wissen können. ..
Allerdings waren wenigstens der integrierte Moskitoschutz, die gute Aussicht und das schnelle, einfache Aufbauen auch auf unebenem Untergrund schon eine grosse Freude.

Mit den Paddeln seitlich abgespannt steht es besser da als ...

... dieses traurige Akto

Cuben Ruck- und Packsack: Die Idee ist an sich gut – aber die Ausführung sehr mangelhaft. Nähen ist für Cuben keine geeignete Verarbeitungsmethode – Kleben ist die Technik der Wahl. Fazit: Zurück an den Start.

Cuben Packsack zum Holzsammeln

Schwimmweste mit Multifunktion: Ähnliches gilt für meine Schwimmweste – erhebliche technische Mängel in der Ausführung. Der PU-Kleber hält nicht wirklich gut, vor allem wenn die Gurte auf der Innen- statt an der zugtechnisch sinnvolleren Aussenseite befestigt sind. Als Sitz- und Schlafunterlage war die Kombi an sich ganz gut, verrutscht aber viel zu leicht und müsste irgendwie am Rest der Schlafunterlage fixiert werden. Nicht bestanden – Wiederholung!

In die Liste der Versager dürfen sich weiterhin noch einreihen:

  • Sealskinz Socken: sind zwar genial zu tragen – aber nur 50-70 km und dann sind sie undicht. Wenigstens haben sie den Schlamm von meinen Füssen ferngehalten, wenn schon nicht das Wasser.
  • Beide GossamerGear Hipbelt Pockets haben Schäden davon getragen: bei der Kleinen, die als meine Fototasche am Gürtel bestimmt schon ikeamässig an die 20 000 mal geöffnet und geschlossen wurde ist der Zipp kaputtgegangen; bei der Grossen die Befestigungsschlaufen.
  • Mein GossamerGear Mariposa hat auf dieser Tour mit dem Alpacka Packraft seine Volumengrenzen endgültig erreicht und sieht etwas mitgenommen aus. Tragekomfort ist für mich auch mit knapp 15 kg immer noch hervorragend und von Touren mit dem Packraft ist er in Zukunft befreit, weil seinen Platz hier mein ULA Epic übernehmen wird.
  • Lesestoff: In der Reclamausgabe – Oscar Wilde, Das Bildnis des Dorian Gray: grosser Lesegenuss, aber eindeutig zu wenig und beim nächsten Mal auf einer langen Solotour darf ordentlich Lesestoff mitkommen!

Grosse Freude haben mir hingegen manche bewährte und auch neue Ausrüstungsteile gemacht:

  • Bushbuddy: Noch immer ist es mir eine grosse Freude auf dem kleinen Holzgasbrenner zu kochen! Auch in Grönland gibt es ohne Bäume genug Brennmaterial von Weiden, Zwergbirken etc. – innerhalb weniger Minuten habe ich an den meisten Biwakplätzen ausreichend kleines Holz gefunden. Trockene Bartflechten eignen sich hervorragend zum Anzünden; schwierig wird es nur bei längerdauerndem Regen, wenn das kleine am Boden liegende Brennmaterial durchwegs nass ist.
    Vorsicht: auch die feuchte Tundra brennt sehr leicht an!

Küche mit Bushbuddy

  • Alpacka Packraft: Eine schöne Abwechslung zum Gehen – auch wenn ich keine wirklich ernstzunehmende Geschwindigkeit (ca. 3-4km/h) erreiche – mit einer völlig anderen Perspektive der Landschaft. Ausserdem hat mir das Packraft auch noch als Schlafunterlage/Groundsheet in Wannenform (auf unebenem Schlafplatz) und als Liegestuhl hervorragende Dienste geleistet! Nicht eine Sekunde habe ich das zusätzliche Gewicht von rund 3 kg bereut.

It's teatime - Packraft als Liegestuhl

  • Superfeet green: Die Einlegesohlen waren das erste Mal dabei – und sie dürfen auch wieder mit: angenehmes ermüdungsarmes Gehen!
  • Trekkinghose vom Hofer: Diese rund 10,- Trekkinghose vom Diskonter hat jetzt schon über 1000 km Trail mitgemacht, auf dieser Tour gab es die ersten Verschleisserscheinungen an einem Zipp einer Seitentasche und einem kleinen Loch durch innigen Felskontakt.
  • Keimlingsbecher: Obwohl es in Grönland rund 10 Tage gedauert hat, bis sie einigermassen nach Keimlingen aussahen – wenn sie denn fertig sind, ist es ein Fest! Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob sie das Schütteln am Rucksack oder die niedrigen Temperaturen am schnelleren Wachsen gehindert haben … und hinten am Rucksack ist auch nicht der ideale Platz zur Befestigung, besser seitlich, um regelmässiges Zerknautschen des PET-Bechers zu vermeiden.

Keimlinge nach 5 Tagen ...

Besser seitlich am Rucksack montieren

... nach beinahe zwei Wochen fertig!

  • Selbstgetrocknete Mahlzeiten: Wirklich hervorragend und eine grosse Freude waren die selbstzubereiteten und getrockneten Mahlzeiten wie Putencurry, Gemüserisotto, diverse Pastasaucen und Mischgemüse. Anstelle von Parmesan würde ich das nächste Mal wieder eher Grana Padano mitnehmen – der bröselt nicht so leicht.

Hörnchen al Arrabiata

Gemüseeintopf

Gut bewährt hat sich mein gesamtes Kleidungssystem:

  • Merino: Shirt, lange Unterhose, Buff, Socken
  • BPL Cocoon Hoody
  • Paclite: Haglöfs Oz und Berghaus Pants

Schlafsack MH Phantom 15 und Schlafunterlage gekürzte TAR Ridge Rest waren ausreichend für die Temperaturen und kuschelig warm!

Spot II Messenger: Zum ersten Mal hatte ich bei dieser Wanderung fernab der Zivilation zur Sicherheit diesen Notfallsender dabei. Mit ganz wenigen Ausnahmen habe ich jeden Tag eine OK-Message während des abendlichen Camp einrichtens und Kochens losgeschickt. Rund 30% der Messages sind dabei nicht angekommen – und darunter auch solche, die ich bei sonnigem Wetter und wolkenlosem Himmel losgeschickt habe.

Eigentlich müsste man ihn damit als Flop einstufen – aber das will mir so ganz nicht gelingen …
Obwohl die Zuverlässigkeit des Spot II nicht so ganz erhebend ist, wird er damit auch in Zukunft natürlich wieder mitkommen – besser als gar nichts ist er allemal!

Spot II Messenger beim abendlichen Senden

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