Wieder einmal Frankreich – und der Jura musste es diesmal sein …… die aber hart verdient werden wollen!
Rund 400 km ist die Grande Traversée du Jura oder kurz GTJ lang – und mindestens die Hälfte davon verläuft im Tal in einem grünen Tunnel!
Die GTJ mit diesen herrlichen Graten und Höhenwegen war schon einige Zeit auf meiner Liste – und mit dem schönen Film von Luc Jaquet Le renard et l’enfant (Der Fuchs und das Mädchen) ist der Jura ganz weit nach oben gerutscht.
Diese Landschaften nicht nur zu sehen sondern sie auch zu erleben, sich in ihnen zu bewegen und Teil davon zu werden war mein Ziel.
Sehr grün, sehr feucht
Ungefähr so könnte man die erste Hälfte meiner Wanderung auf der GTJ auf einen kleinen gemeinsamen Nenner bringen …
Alle feinen Arten und Abstufungen von Grün sind unterwegs zu sehen – wiesengrün, fichtengrün, tannengrün, flusswassergrün, buchenlaubgrün, hell-, mittel-, dunkelmoosgrün, sauerkleegrün, bärlauchgrün, immergrüngrün …
Es regnet nicht viel und nicht lange, nicht sehr stark – ein sanfter weiblicher Regen – aber oft zwischendurch.
Das macht das viele Grün noch frischer – aber nicht unbedingt einladender sich niederzulassen und zu verweilen.
Es ist nämlich nicht nur überall feucht oder klitschnass sondern auch unangenehm kalt.
Wer meint, das wär jetzt schön langsam genug grün … noch lange nicht:
Rund 200 km war ich überwiegend in einem feuchten grünen Tunnel unterwegs.
1. Montbeliard – Wald bei Abbéviller
Montbeliard – Biwak im Wald vor Abbéviller
ca. 17 km
Nach gut 17 Stunden Bahnfahrt erreiche ich endlich Montbeliard – die „Peugeot-Stadt“ ist mein Ausgangspunkt für die GTJ. Für mich am einfachsten zu erreichen und deshalb muss ich mir mit einer der Varianten den GR 5 suchen, der eine Zeitlang gemeinsam mit der GTJ verläuft.
Noch ein kurzer Abstecher in den Supermarkt, wo ich mir Baguette und etwas Käse für die nächsten Tage und meine erste Wasserration kaufe. Der Rucksack ist mit dem vielen Futter (an die 7 kg) und dem Wasser richtig schwer.
Aber im Moment scheint noch etwas die Sonne (das letzte Mal für über eine Woche!) und es geht eben neben dem Fluss Allan aus der Stadt hinaus zum Rhein-Rhone-Kanal.
Dort treffe ich auf den EuroVelo 6 – den grossen europäischen Radweg, der auch der Donau entlang bei mir in Krems vorbeiführt.
Schon nach wenigen Metern auf dem Radweg tauchen die unvermeidlichen inneren Fragen auf: wann gibt es Pause, wann sind wir endlich da, wie lange geht es noch?Also mache ich am Kanal gleich meine verspätete Mittagspause – wie immer ist es eine gute Idee eine lange Wanderung mit einem gemütlichen Picknick zu beginnen. Der Grossteil des Wassers ist getrunken, der Rucksack aber nur unwesentlich leichter.Unter einer Brücke gibt es eine Baustelle und die Radfahrer werden umgeleitet – das gilt leider auch für die Wanderer und so muss ich wegen 15 m Bauarbeiten unter der Brücke beinahe eine Dreiviertelstunde zwischen Autobahnab- und auffahrten die gesamte Umleitung gehen bis ich wieder zurück am Kanal genau auf der anderen Seite der kleinen Brücke bin.
Schliesslich treffe ich auf die erste Markierung des GR 5 und es geht weiter auf Asphalt durch ein paar Dörfer – Fesches-le-Châtel (Brunnen), Dasle, Vandoncourt. Die Gîte hier ist geschlossen und so gehe ich weiter in den Wald, an der Pont Sarrazin (Quelle) vorbei und finde mir auf einem ebenen Stück einer Rückegasse schon in der Dämmerung einen guten Platz für ein Camp.
Sobald mein Tarp steht beginnt es zu regnen und hört auch die ganze Nacht nicht mehr auf:Das Abendessen gibt es im Liegen im Schlafsack – meine einzige Packung Trekkingnahrung von DryTech „Seewolf in Weissweinsauce mit Shrimps und Pasta“. Zum Abschluss noch einen Tee, ein paar Seiten aus Stifters „Nachsommer“ und eingeschlafen bin ich!
In der Nacht schreckt ein Rehbock ganz nahe an meinem Tarp und in der Früh sehe ich, dass ich es neben seiner Plätzstelle aufgebaut habe.
2. Wald bei Abbévillers – St.Hippolyte
Wald bei Abbévillers – St. Hippolyte
ca. 26 km
In der Früh regnet es noch immer und ich drehe mich gemütlich noch einmal in meiner kuscheligen Schlafsack-Kombi um.
Um 9 h denke ich langsam ans Frühstückmachen und um 10 h breche ich erst auf als der Regen nachlässt.Das kalte, feuchte Wetter hat den Nachteil, dass ich unterwegs kaum – und wenn – nur zu kurze Ruhezeiten und Pausen habe, so dass die Gehzeiten zu lange werden.Es gibt bei diesen feucht-kalten Wetterbedingungen nur wenige Möglichkeiten warm zu bleiben: gehen, im Schlafsack liegen oder indoor.Ich starte und um mich herum läuft in jedem Fernseher das grüne Testbild. Die Wege sind voller Pfützen und matschig. Die Kalbinnen auf der Weide freuen sich und kommen alle an den Zaun gelaufen Mensch schauen. Sie tragen alle ein Piercing (gegen Ansaugen) – ist wohl auch für Kalbinnen „in“. Beim Löwenzahn am Wegrand hält die Frisur nach dem langen Regen auch mit DreiWetterTaft nicht mehr …
Nach Abbévillers geht es auf und ab im Wald, lange Zeit direkt an der Grenze Frankreich – Schweiz vorbei an alten Grenzsteinen. Auch meine Mittagspause mache ich neben einem solchen Grenzstein. Nach Chamesol geht es bergab Richtung St.Hippolyte.
Vor dem Abstieg ins Tal von Doubs und Dessoubre mache ich eine Pause in der kleinen Kapelle oberhalb – dort ist es einigermassen warm und vor allem windstill.Eigentlich möchte ich noch ein Stück aus St. Hippolyte hinausgehen und mir einen Platz im Wald suchen, aber in meiner Müdigkeit finde ich nicht den richtigen Weg aus der Stadt. Eine Gruppe von Wanderern verweist mich an die Departementale, die in Serpentinen bergauf führt. Ich komme an einem kleinen Hotel vorbei.
An einem Parkplatz neben der Strasse schaue ich in den Karten nach und ein Mann hält an, fragt mich ob ich Hilfe brauche. Ich frage ihn um den Weg nach Montandon und er meint, das wäre in der anderen Richtung. Sein Angebot mich mit dem Auto hinzubringen nehme ich an und hoffe, dass es keine Zeitungsberichte geben wird: Sie wurde das letzte Mal von Zeugen gesehen, als sie in ein helles Auto unbekannter Marke und Autonummer stieg …
Jedenfalls stellt sich die angenommene Richtung auch als falsch heraus und mein Helfer (der auch ein Wanderer ist und deswegen sensibel für andere verlaufene Wanderer ist) bringt mich nach einigem Nachfragen doch wieder dieselbe Strasse zurück an eine Wegabzweigung … die aber leider nicht nach Montandon sondern nach Breseux führt.
Nach dem Aussteigen merke ich, dass mir mein Merino Buff beim Einsteigen auf dem Parkplatz hinuntergefallen sein muss und gehe wieder dorthin zurück. Es liegt auch noch da.
Nachdem ich dieses wichtige und geliebte Ausrüstungsstück wenigstens wiederhatte, aber immer noch keinen Weg und dafür bleischwere Müdigkeit nach 26 km bergauf und bergab im Wald und auf der Strasse war die Entscheidung leicht: Hotel!
In dem kleinen Hotel bekomme ich ein einfaches Zimmer für die Nacht, ohne Frühstück – nur aus dem Rucksack essen macht ihn leichter!
Der Chef erklärt mir auch den richtigen Weg nach Montandon für morgen früh und ab geht es … in die Badewanne!
Welche Wohltat die kalten steifen Gelenke und Muskeln zu wärmen.
Es gibt kein Abendessen, weil ich zu müde bin – wieder keine Gewichtsreduktion im Rucksack.
3. St. Hippolyte – Bief d’Etoz
St. Hippolyte – Bief d’Etoz
ca. 29 km (viel Strasse)
Aus St. Hippolyte finde ich am nächsten Morgen leicht hinaus, aber der weitere Weg nach Montandon ist nach wie vor nicht markiert, also gehe ich nach meinen nur mässig brauchbaren 1:50.000 Karten-Ausschnitten.
Nach Montandon kommt Trévillers und dann Fessevillers, vielfach auf der Strasse, zwischen durch auf steinigen oder geschotterten Forststrassen.In Fessevillers gibt es eine Gîte und auch einen Brunnen mit sehr gutem Wasser. Und ganz plötzlich sind auch der GR 5 und die GTJ wieder angeschrieben und markiert.
Es ist so kalt, dass ich meine Mittagspause in einem kleinen Buswartehäuschen verbringe um so warm zu bleiben, dass ich mit den kalten Fingern wenigstens zu grobmotorischen Handlungen fähig bin.
Ab Fessevillers geht es wieder bergauf bis auf 970 m um dann auf der anderen Seite neuerlich das Tal des Doubs und die Schweizer Grenze bei Goumois zu erreichen.
In Goumois mache ich an der Grenzbrücke über den Doubs eine längere Pause, um auf den Bäcker zu warten, der frisches Brot bringen soll. Um 16:15 ist er immer noch nicht wie seit einer halben Stunde angekündigt da und ich finde noch ein Baguette im kleinen Supermarkt.
Weiter geht es nun im Tal des Doubs, eben, auf kleinen Strassen und Waldwegen.Bief d’Etoz ist ein kleines Ruinendorf an einem natürlichen Wehr des Doubs. Die kleine Kapelle ist neu gestaltet und lädt wieder zu einer Pause im relativ Warmen ein. Nach rund einer Stunde Pause finde ich einen kleinen Weg, der hinab zu den Ruinen des alten Dorfes am Fluss führt. Im Mittelalter gab es hier Mühlen, Sägewerke und Glashütten, die sich das viele Holz und die Kraft des Wassers zu Nutze machten. Als alles Holz in gut erreichbarer Nähe aufgebraucht war verfiel der Ort langam und besteht jetzt nur noch aus übermoosten Steinen.Trotz der Feuchtigkeit und des laut rauschenden Wassers erliege ich dem Zauber dieses Platzes und finde mir 2 völlig ebene Quadratmeter für den Aufbau meines Tarps. Auf der anderen Seite der kleinen Steinmauer, die meinen Schlafplatz begrenzt geht es 15 m in die Tiefe zum Doubs.
Es gibt ein leckeres Abendessen mit Erdäpfelsuppe, Gemüse und etwas Pemmikan.
Ich lese noch ein bisschen an Stifters „Nachsommer“ weiter und kurz vor dem Einschlafen kommt ein Kater vorbei, dessen abendliche Spazierrunde ganz offensichtlich durch meine Anwesenheit gestört wurde. Nach einem Moment des Zögerns, mit misstrauischem und verwundertem Ausdruck, unschlüssig erhobener Vorderpfote dreht er sich um und läuft weg. In der Früh ist mein Tarp vollkommen trocken ohne Kondens – der Wind hat genau von der richtigen Seite hineingeblasen.
Mein Lagerplatz ist luxuriös ohne Ende – es gibt frisches sauberes Fliesswasser gleich nebenan zum Waschen und Geschirrabwaschen.Nach 3 Tagen unterwegs finde ich schön langsam meinen Rhythmus. Die ersten Tage einer längeren Wanderung vor allem mit diesen Wetterverhältnissen sind immer hart – die Ungeduld und vor allem die Zweifel gross: warum mach ich eigentlich solchen Blödsinn bei feucht-kaltem Wetter während ich doch zuhause ganz kuschelig bei meinen Katzen sitzen könnte?
Jedenfalls ist es ganz gut, wenn man diese Phase des Zweifels, des Heimwehs, des Motivationsmangels und der Ungeduld (ich geh jetzt ganz schnell, dann bin ich bald wieder zu Hause) schon kennt und einfach das einzige tut was man tun kann: weitergehen, Schritt für Schritt. Und siehe da: es geht sich irgendwann fast von allein, es gibt gar nichts anderes zu tun als Gehen.
4. Bief d’Etoz – Lac de Moron
ca. 31 km
Nach einem Frühstück mit Tee und Flapjack geht es weiter im Tal des Doubs – ein bisschen auf, ein bisschen ab im Regenwald. Es gibt keine Aussichten – ausser grün – jede Menge Moos und Feuchtigkeit und auch sonst keine wirkliche Abwechslung.
Eine gute Stunde nach meinem Lagerplatz komme ich zu einem Abri (Charbonnière du Haut), das für Wanderer eingerichtet ist. Schade, denn es ist sehr schön mit Brennholz und Sitzplätzen, aber für gestern wäre es zu weit gewesen.Nach einem kurzen Stück bergab ist am Doubs wieder ein kleines vermoostes Ruinendorf mit einer ehemaligen Mühle: Charbonnière du Bas.
Es gibt jede Menge Fliegenfischer, die die Ufers des Doubs schon am frühen Morgen bevölkern.Es gibt ein erstes E-Werk (usine du Refrain) mit einem kleinen Stau einige Kilometer oberhalb. Weil es zu kalt ist mache ich nur eine kurze Pause.
Kurz vor La Rasse kann ich Haubentaucher, Blesshühner und Mittelsäger auf dem ruhigen gestauten Doubs beobachten.
An einer ehemaligen kleinen Niederlassung aus dem Mittelalter mit Glashütte (Quelle) mache ich Mittagspause. Es gibt Speck, Käse, Trockenfleisch und altes Baguette von gestern – hält sich in der Feuchtigkeit aber einigermassen frisch …
Wegen eines Bergsturzes wird auf eine Umleitung hingewiesen, die ich aber ignoriere – keine Stunden bergauf auf der Strasse um dann wieder Stunden bergab zu gehen. Der Weg ist ohne weiteres begehbar, aber es besteht ein Steinschlagrisiko.Beim nächsten E-Werk von Châtelot (auf der Schweizer Seite) ist ein Abri beschrieben, das ich gerne für diese Nacht benützen wollte. Leider missverstehe ich die Beschreibung im Topoguide etwas und lasse das Abri du Torrelet links liegen und wandere bis zum Damm von Châtelot einige Kilometer weiter flussaufwärts. Merke: Das Kraftwerk muss nicht dort sein, wo die Staumauer ist.
Jedenfalls finde ich an der Barrage du Châtelot die den Lac de Moron bildet natürlich kein Abri. Also gehe ich im kalten Nieselregen weiter. Ein Snickers hat den richtigen Boost-Effekt und ich finde mir ein Nachtlager unter der überdachten Sitzecke einer Fischerhütte.
Schon seit der Mittagspause ist mir etwas seltsam und ich habe kein Bedürfnis nach Abendessen. Anstatt an den Ufern des ruhigen halbleeren Stausees einzuschlafen wird mir immer schlechter und elender – es kommt zum schwerwiegenden und längerdauernden Totalausfall meines Verdauungssystems. Das Experiment mit dem Pemmikan ist hiemit endgültig und desaströs abgeschlossen!
Mehrmals pro Nacht muss ich aus dem Schlafsack krabbeln um mich dann mit Schüttelfrost wieder hineinzuverkriechen – unterm Strich eine ausgesprochen unkuschelige Nacht. Sogar zum Trinken bin ich zu schwach und brauche mehrere Anläufe bis ich es schaffe mich nicht nur aufzusetzen sondern auch noch den Arm auszustrecken und meine Platypus aufzuschrauben, um einen klitzekleinen Schluck zu trinken.
Aber irgendwann schlafe ich dann doch ein und bin Ignace extrem dankbar, dass er mir hier unbekannterweise wenigstens ein Dach über dem Kopf gewährt.
Immer noch grün und feucht
5.Lac de Moron (chez Ignace) – Morteau
ca. 18 km (im trödelnden Schleichschritt)
Nach dieser katastrophalen und kalten (4°) Nacht ist mir immer noch elend. Trotz aller Kleidung war mir in der Nacht mit meinem Schlafsystem ungemütlich kalt – und auch kein Kopfpolster auf dem Kiesgrund, weil ich alles anhatte.
Mir ist nicht nach Frühstück sondern ich versuche mich mit kleinen Schlucken Wasser langsam wieder zu rehydrieren.
Alleine der Gedanke immer noch Speck und Pemmikan in meinem Rucksack mit mir zu tragen verursacht mir Brechreiz und es ist erstaunlich mit welcher obsessiven Energie sich die Gedanken immer wieder dorthin zurückschleichen.
Also mache ich eine Pause und schenke den Tieren des Waldes ein kleines Festessen. Die Erleichterung ist enorm und mir wird gleich viel besser. Im Schleichschritt mit vielen Pausen komme ich an den Saut du Doubs – einen 26 m Wasserfall von einem See in den nächsten – der mich aber nicht besonders beeindruckt.
Am Rastplatz wasche ich mich und fülle meine Wasservorräte auf. Aufgrund meiner üblen Verfassung beschliesse ich die Variante nach Morteau zu gehen um von dort eventuell nach Pontarlier den Zug oder Bus zu nehmen. Mit Pausen alle halben Stunden komme ich schliesslich gegen 14:45 nach vielen Strassenkilometern in Morteau an. Zwar eine Stadt aber hier scheint alles eingeschlafen oder ausgestorben zu sein.
Beide Hotels öffnen erst um 17:00 bzw. 18:00 die Rezeption – also muss ich die zwei Stunden irgendwie herumbringen.
Ich versuche es mit etwas trockenem Brot und sitze auf einer Bank in der Nähe des Bahnhofs. Es ist ruhig und als es kühler wird – die Bahnhofshalle ist geheizt. Hier endet die Heizsaison vermutlich nicht vor Juli…
Um 17:30 stehe ich endlich unter der heissen Dusche und wärme mich auf. Dann geht es ins Bett – durchschlafen von 8 bis 8.
6. Morteau – Pontarlier
Von diesen beiden Tagen gibt es keine Bilder.
In meiner Naivität dachte ich es wäre doch ziemlich einfach von Morteau in das nur 30 km entfernte Pontarlier, die nächstgrössere Stadt, zu kommen. Wie sich der kleine Maxi das eben so vorstellt. Nicht in Frankreich: Es gibt einen Autobus, der muss am Tag zuvor bestellt werden damit er überhaupt hier vorbeikommt. Es gibt auch eine Zugsverbindung, die einen Umweg von 4,5 Stunden und eine Wartezeit von 2 Stunden bis der Zug überhaupt geht, umfasst.Immer noch schwach, ohne Futter im Bauch beschliesse ich diese Strecke per Autostop zu fahren und sage das auch dem Bahnbeamten am Schalter als Resumé auf seine Erklärungen. Ich stelle mich also mit meinem Rucksack an die Stadtausfahrt Richtung Pontarlier und halte den Daumen raus. Das fünfte Auto hält – es ist ein Paar, das auch schon mit mir gleichzeitig am Bahnhof war. Sie haben die Schwierigkeiten nur 30km weiter in die nächste Stadt zu reisen mitbekommen und beschlossen mich dorthin zu führen. Obwohl sie eigentlich in die andere Richtung weiter wollten. Aber … es sind ja nur 30 km – keine grosse Sache mit dem Auto! Das ist Trailmagic im wahrsten Sinne des Wortes!
Und hier fällt mir die Geschichte von vor zwei Wochen ein, die sich unmittelbar vor meiner Abreise am Parkplatz in Wien Schwechat ereignet hat: Ich bin schon in meinem Auto um von einem Seminar in Hamburg heimzufahren als eine aufgelöste ältere Frau zu mir kommt und mit dem Parkticket in der Hand fragt, wo denn der Stellplatz mit der Nummer wäre, die da drauf steht.
Ich erkläre ihr, dass hier zwar der richtige Parkplatz draufsteht, aber nicht der Stellplatz des Autos, den der Automat ja noch nicht kenne, wenn man hineinfährt.
Ich frage noch nach der Automarke und fahre Richtung Kassa. Doch schon nach wenigen Metern überkommt es mich und ich kurve über den ganzen riesigen Parkplatz auf der Suche nach diesem Golf… Im Auto immerhin viel leichter als zu Fuss.
Die Frau läuft immer noch aufgelöst herum während ihr Mann bei den Koffern wartet. Die Angaben zum Auto rot, nein silber, alte schwarze Autonummer werden immer konfuser und inkongruenter.
Da die beiden nicht weit von mir wohnen schlage ich vor, die Koffer einzuladen und sie zu Hause abzusetzen. Am nächsten Tag – ausgeruht, bei Tageslicht und entspannt – sieht die Welt ja immer gleich viel besser aus.
Vorerst schicke ich Die Frau aber noch los, um den zuständigen Mann an der Hauptkassa zu befragen – das wird ja öfter vorkommen … Inzwischen beginne ich den Mann zu befragen, um doch brauchbare Informationen zum Standort seines Autos zu bekommen. Ihm fällt ein, wie es war die Koffer auszuladen und dass er seine Autonummer aufgeschrieben hat.
Mit diesen richtigen Infos (natürlich eine neue weisse Autonummer) und der Hilfe des Parkplatzaufsehers ist das Auto auch bald gefunden; die Koffer wieder ausgeladen und alle auf der Heimreise. Eine Stunde Zeit verschenkt – und vor allem Ruhe und Gelassenheit, die man selber auch manchmal in vermeintlichen Krisen braucht.
Schon um 11:00 bin ich in Pontarlier und gehe durch die Stadt zur Jugendherberge, die ich entdeckt habe. Die Dame macht ein bisschen Umstände, weil meine Mitgliedskarte nicht dabei ist, aber wer wird denn kleinlich sein?
Ich fühle mich immer noch schwach und lege mich wieder ins Bett.
Erst zu mittag gehe ich bis zum grossen Supermarkt am Stadtrand um Käse und Spiritus einzukaufen, aus der Bäckerei ein frisches Baguette.
Es ist die erste Mahlzeit seit 2 Tagen. Den Nachmittag verschlafe ich wieder und unterhalte mich mit Brigitta-Helena, einer Schweizerin mit der ich das Zimmer teile.
7. Pontarlier – Biwak nach Les Granges Raguin
Pontarlier – Biwak nach Les Granges Raguin
ca. 35 km
Von Pontarlier geht es zunächst wieder einmal und noch immer am Doubs entlang nach Frambourg durch die Cluse. Das ist eine Engstelle wo auf den Felsen auf einer Seite das Chateau de Joux und auf der anderen Seite das Fort Mahler gebaut wurden.
Von da geht es bergauf nach Fourgs, Hôpitaux Vieux et Hôpiteux neufs. Bei der Chapelle von Tourillot oberhalb von Fourgs mache ich Mittagspause – der Ziegen- und Schafkäse schmeckt mir wieder! In Hôpitaux Neufs mache ich eine Pause in einem kleinen Salon de Thé mit einem ganz feinen Himbeertörtchen. Laut Office de Tourisme gibt es einige Refuges auf der weiteren Strecke – denn es geht auf den Mont d’Or!
Vor dem Mont d’Or geht es aber noch auf den Gros Morond, einen Schiberg. Ab hier beginnt der bislang schönste Abschnitt der GTJ – herrliche Ausblicke und weiche Almwiesen mit sanften Hügelwellen. Das Refuge am Gros Morond ist von einer Privatgruppe reserviert also gehe ich weiter – es ist erst 18 h und die Abendsonne möchte etwas hervorkommen. Bei so viel Alm wird sich doch ein Schlafplatz finden lassen.
Beim weiteren Aufstieg sehe ich die erste Gemse. Am Mont d’Or bleibe ich eine Weile obwohl es windig ist, aber der steile Abbruch ist beeindruckend. Schön langsam schaue ich mich nach einem Schlafplatz um – meine Ansprüche sind dabei nicht zu gering: Abendsonne und Morgensonne, kein Wind, etwas Übersicht aber doch nicht exponiert – also in Wirklichkeit ein Ding der Unmöglichkeit. Doch – das Gehen macht wieder Spass, und so einen Platz finde ich allemal wieder, also gehe ich weiter.
Auf einer Wiese streift ein Fuchs auf der Suche nach Mäusen herum und als er mich erahnt verschwindet er aus meinem Sichtfeld in Richtung eines kleinen Wäldchens. Ich gehe langsam weiter – und sehe ihn wieder. Er hat hier gewartet, und als ich auftauche rast er wie der Blitz davon! Wenig später finde ich den schlichtweg perfekten Schlafplatz: Zwei Buchen mit einem Halbkreis von Wacholder umgeben auf einer kleinen Anhöhe mit Abendsonne!
Ich baue das Tarp gar nicht auf sondern vertraue den Buchen. Es gibt wieder ein richtiges Abendessen mit Tomatensuppe mit Faschiertem und Erdäpfelpürree. Dazu gibt es den ersten Sonnenuntergang auf dieser Tour.In der Früh ist alles ausserhalb meiner Schlafstelle nass und silbern glänzend vom Tau, bei mir ist auch ohne Tarp alles trocken – Dank der Buchen, die mir ein Dach gewährt haben.
Ich sitze ein ganze lange Weile still im Schlafsack und geniesse den stillen Morgen. Neben mir kommt eine kleine Maus aus dem Gebüsch und putzt sich unmittelbar vor mir, sieht mich an und überlegt, ob sie sich für meine Futtersäcke interessieren soll. Ein minimale Bewegung erleichtert ihr die Entscheidung und sie läuft davon. Doch kurz darauf ist sie schon wieder da.
8. Biwak nach Les Granges Raguin – Chapelle des Bois
Biwak nach Les Granges Raguin – Chapelle des Bois
ca. 28 km
Da ich kein Wasser mehr habe breche ich mein Lager ohne Frühstück ab und wandere los. Es geht über Strassen und Forststrassen und an einer Farm finde ich eine langsam tröpfelnde Quelle. Hier mache ich meine Frühstückspause bevor es nach Mouthe weitergeht.Ab Mouthe gehe ich eine Variante über Chaux Neuves nach Chapelle des Bois.Kurz vor Mouthe führt der Weg an der Source du Doubs vorbei – eine eindrucksvolle Karstquelle. Danach mäandert der junge Doubs durch die Wiesen und der Weg führt parallel nach Mouthe hinein. Ich kaufe mir in der Bäckerei ein Baguette und wandere der Strasse entlang wieder in die Felder.
Chaux Neuves ist ein eingeschlafener Wintersportort in der Zwischensaison – wenig ansprechend.
Noch 13 km bis Chapelle des Bois – im Wald auf Forststrassen, im Slalom zwischen den bis zu metertiefen Spuren der Harvester und Traktoren. In Chapelle des Bois bin ich rechtschaffen müde und es war den ganzen Tag ungemütlich kalt. Beide Hotels und die Gîtes haben zu – aber ein Hotelbesitzer bietet mir eine Ferienwohnung als Bed & Breakfast an. Ich nehme das Bed und verzichte auf das Breakfast.
Nach rund 2 Stunden ist auch endlich das Wasser warm, so dass ich mich unter der Dusche etwas erwärmen kann.
9. Chapelle des Bois – Les Rousses
Chapelle des Bois – Les Rousses
ca. 21 km (halber Ruhetag)
Von Chapelle des Bois geht es ziemlich schnell sehr steil bergauf auf 1326m zum Croix du Risoux, das man schon von unten gut sehen kann. Dennoch ist es mühsam dorthin zu gelangen. Ab dann geht der Weg wieder einmal an der Grenze Frankreich – Schweiz entlang, nicht wirklich eben aber mit nur geringen Auf- und Abstiegen.
Vom Grat habe ich einen Blick über die trübe sonnenfreie Landschaft, es gibt einige Moore und Seen (Lac des Mortes, Lac de Bellefontaine).
Der weitere Weg zieht sich wieder ewig auf Strassen und Forstrassen dahin …
Nach einem Hügel sieht es genauso aus und nach der nächsten Kurve auch …In Les Rousses finde ich mir ein kleines Hotel und auch einen Multimedia-Laden mit Internetzugang (nicht so ganz selbstverständlich in Frankreich).
Die Wettervorhersage ist endlich gut – ab morgen soll es Sonne und 25° geben! Dieser kleine Ort ist eine einzige Baustelle, aber bisher trotzdem einer der freundlichsten auf der ganzen GTJ.
Viel Sonne, viel Aussicht
Und endlich gibt es Sonne – genau zum richtigen Zeitpunkt wird der Himmel von heute auf morgen strahlend blau und die langen ausgedehnten Cretes, die so typisch für den Jura sind liegen vor mir!
10. Les Rousses – Mijoux
Les Rousses – Mijoux
ca. 25 km
Der erste sonnige Tag mit richtig blauem Himmel – ich kann es kaum glauben!
Auf dem Markt kaufe ich mir noch zwei Karotten und zwei Tomaten. In Cressonières kurz hinter Les Rousses überholt mich der erste Wanderer, den ich überhaupt auf der GTJ treffe – von ein paar Spaziergängern, Mountainbikern und Tagesausflüglern abgesehen.
Wir tauschen uns kurz aus – ja wir machen beide die GTJ, haben mit einem Tag Unterschied in Montbeliard begonnen und wollen nach Culoz. Nachdem er sehr viel schneller bergauf geht als ich verabschiede ich mich auch gleich wieder von André und wandere alleine weiter. An einer Schistation mache ich eine verfrühte Mittagspause mit Tee und knabbere genüsslich an meiner Karotte. Auf einem Felsen auf der anderen Seite der Schipiste präsentiert sich die Ausstellungs- und Fotogemse. Weiter geht es durch den Foret du Massacre, der ein spezielles Schutzgebiet für Auerhühner ist. Gleich am Anfang fliegt auch eine Henne hoch, ansonsten ist es still. Sogar das Fotografieren von Vögeln ist hier verboten – vermutlich um ihnen die post-fotografische Depression zu ersparen wie André später meinte.
Am Chalet de la Frasse wartet André, er hat hier mittag gemacht und wir gehen wiederum ein kleines Stück gemeinsam bis er schneller bergauf geht.
Auf der Cret de Pela wartet er wieder kurz und eine Gruppe von Wanderern bietet uns an, Fotos zu machen.
Wir diskutieren unsere Pläne – ich wollte eigentlich den Colomby de Gex auslassen und erst auf die Cret de la Neige gehen; André meint wenn man einmal beim Colomby oben ist gibt es kein grosses bergauf – und -ab mehr also käme es sich auf das Gleiche heraus, wäre aber viel schöner.
An der entscheidenden Wegkreuzung beschliesse ich mit André nach Mijoux abzusteigen und in der dortigen Gîte zu übernachten.Wir verbringen einen gemütlichen Abend in der Sonne und bei gutem Essen und Wein.
11. Mijoux – Chalet Polvette
Mijoux – Chalet Polvette
ca. 18 km (und viele Höhenmeter)
Von Mijoux geht es zuerst zur Schistation am Col Faucille und von dort weiter in den Wolken auf den Grat. Von da an geht es wunderschön immer am Grat entlang bis zum Gipfel des Colomby de Gex. Un dobwohl das eine Gratwanderung ist geht doch ordentlich auf und ab bis zum letzten Gipfelaufstieg. Der Schnee ist hier erst vor kurzem verschwunden, überall blühen gerade erst Krokus und Primeln auf! An manchen Stellen gibt es schon Jonquilles (gelbe Narzissen).
Vom Colomby de Gex (1688 m) geht es wieder etwas bergab zum Refuge La Loge bevor es wieder auf die Cret de la Neige (1720 m) geht. Das Wetter ist angenehm und die Gegend fantastisch – zwischen den Kalkfelsen herumklettern, mal auf, mal ab und zwischen den Karstformationen durch. Aber es gibt noch einen Gipfel für heute – den Reculet (1719 m) mit einem herrlichen Ausblick über Genf und den Genfer See mit den dahinterliegenden Alpen und dem Mont Blanc, der sich wie so oft in den Wolken versteckt.
Am Gipfel des Reculet spricht uns Michelle an und bietet uns an ein Foto zu machen. Im Gespräch kommen wir auf unsere Übernachtungspläne (die noch nicht ganz fix sind) und sie lädt uns in ein privates Chalet ein, wo Marc zwar Übernachtungsmöglichkeiten anbietet, aber nur für „geladene Gäste“. Und plötzlich sind wir solche! Frohgemut wandern wir mit Michelle weiter, auf kleinen Pfaden abseits bis zur Grotte de la Maria Jura. Schwindelfrei sollte man schon sein, denn der Weg ist zwar gut begehbar, aber ausgesetzt und rechts gehts ziemlich tief nach unten …
Nach einer kurzen Pause im Windschatten an der Grotte steigen wir vom Grat in die Senke und kommen am Chalet Polvette an. Marc empfängt uns, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt und lädt uns nach einer kurzen Einführung in die traditionell und mühsamst restaurierte Almhütte zum Apero auf der „Sonnenterrasse“ hinter der Hütte ein.
Die Kalbinnen und Ochsen sind neugierig und schauen uns über die Schulter, aber André erklärt ihnen als versierter Berufs-Feuerwehrmann: Circulez, il n’y a rien à voir. Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen.
Gemeinsam gibt es Abendessen – jeder bereitet sich seine eigenen Mahlzeiten zu, Marc lädt uns noch zu Salat und einem Glas Wein ein.
Wir schlafen unglaublich gut im Stockfinsteren direkt unter dem Dach der heimeligen Hütte und der Wind braust die ganze Nacht über uns hinweg.
12. Chalet Polvette – Bellegarde sur Valserine
Chalet Polvette – Bellegarde sur Valserine
ca. 25 km
Nach einem gemeinsamen Frühstück brechen zuerst Marc mit Vero und schliesslich auch wir auf. Michelle bleibt hier und hat mir angeboten in Bellegarde in ihrem Haus zu übernachten, was ich gerne annehme. Wieder einmal Trail Magic!Der Weg geht noch auf der langen Cret weiter bis wir kurzfristig in ein Tal müssen um auf die nächste Grand Cret d’Eau zu kommen.
Von hier aus können wir schon zum Plateau du Retord hinübersehen – die letzten beiden Etappen der GTJ. Es ist heiss und freuen uns als wir an der Valserine ankommen, wo sie sich in der Tiefe verliert: Les Pertes de la Valserine. Ein zauberhafter Ort, der noch nicht einmal durch die vielen Besucher am Pfingstwochenende von seinem Reiz verliert. In Luc Jaquets Film spielen die Pertes de la Valserine eine wichtige Rolle. Ich klettere auf den Felsen herum, springe über die tiefen Einschnitte und lasse meine Beine ins eiskalte Wasser hängen während ich zusehe, wie es sich in der Tiefe verliert.
In Bellegarde sur Valserine angekommen finden wir nach einigen Kilometern in die Vororte dank Michelles guter Beschreibung und Andrés Navigationsfähigkeiten bald das Haus von Michelle und das Hotel von André. Pierre – Michelles Sohn – empfängt mich grösster Selbstverständlichkeit.
13. Bellegarde sur Valserine – Biwak Grange Falavier
Bellegarde – Biwak Grange Falavier
ca. 33 km
Aus Bellegarde suchen wir uns einen Weg unter der Autobahn nach Ochiaz, von wo es auf das Plateau du Retord geht. Wasser ist dort oben Mangelware – dennoch trage ich vorerst einmal keines die über 600 Hm hinauf.
In Ochiaz gibt es noch einmal Möglichkeit zum Auftanken vor dem Anstieg.
Bei der Auberge de Catray auf 1060 m frage ich um Wasser, das mir zunächst mit dem Hinweis, es gäbe hier kein Trinkwasser verwehrt wird. Aber schliesslich darf ich mir 3 l im Klo abfüllen und freue mich über den schweren Rucksack – denn ich weiss nicht, ob und wo es auf den nächsten 50 km Wasser geben wird. Der Topoguide hält sich mit diesen sehr wesentlichen Informationen bedeckt.
Die Wanderung über das Plateau ist herrlich – Wiesen mit eingestreuten Buchengruppen, strahlender Himmel, Sonnenschein.
Das finden auch viele Franzosen und an diesem Feiertag sitzen an allen schattigen Plätzen kleine Gruppen und Familien beim Picknick. Das machen wir schliesslich auch.
André hat in der Gîte in Plan d’Hotonnes einen Platz reserviert und so trennen wir uns um 15h weil ich noch weitergehen möchte. Der morgige letzte Tag auf der GTJ wäre sonst sehr lange. So vereinbaren wir, dass ich ihm die 4-5 Stunden Vorsprung, die ich heute hereinhole morgen durch spätes Aufstehen und einer Pause auf dem Grand Colombier zurückgebe.
Wasser ist immer noch eine unsichere Angelegenheit – ich habe noch 2 Liter mit denen ich bis morgen mittag auskommen kann, wenn es sein muss.Ich wandere also über die Wiesen, Feldwege und Forstrassen weiter und weiter.
Beim Grange d’en Haut gibt es sogar eine kleine Quelle, die mir riesige Freude bereitet, denn ich kann hier wieder auf 3 l auffüllen … und mich auch.
Als Biwakplatz gefällt mir der Ort aber nicht, deshalb gehe ich noch weiter und ziehe das verfallene Kloster von Arvières in Erwägung.
Auf dem Weg dorthin entdecke ich aber den ultimativen Schlafplatz in der Abendsonne mit direktem Blick auf den letzten Gipfel, den es morgen noch zu erwandern gilt: Croix du Colombier.
Das Tarp ist schnell aufgebaut, sehr hoch, es ist ja schön und ich geniesse den schönen Abend bei Pasta & Cheese mit einem guten Schluck klarem Wasser.
14. Grange Falavier – Culoz
In der Nacht war es windig, aber mein Tarp stand stabil auf der Wiese am Waldrand. Erst gegen 9h marschiere ich los, um André einen Vorsprung zu geben. Nach einer Viertelstunde komme ich am ehemaligen Kloster von Arvières an, wo es jetzt einen Garten mit den Kulturpflanzen vom Neolithikum bis ins Mittelalter gibt. Es blüht zwar noch nicht sehr viel, aber die Beschreibungen sind sehr interessant, so dass ich auch hier noch eine Stunde vertrödele.Wasser gibt es an einer Quelle und nächstes Jahr soll das Refuge wieder reaktiviert werden.
Dann geht es auf das Col de Charbemènes 1317m und weiter auf den letzten Gipfel La Croix du Grand Colombier.Von diesem Punkt aus gibt es einen herrlichen Panoramablick quer durch Frankreich. Es ist so windig, dass ich nur für den Ausblick und ein kurzes Gipfelfoto oben bleibe. An der Flanke des gleich daneben liegenden Grand Colombier (1531 m) mache ich eine ausgedehnte Mittagspause.Schon von weitem sehe ich André über die Kante des Col und Croix du Colombier kommen – er freut sich auch als er mich sieht und eingeholt hat.
Nach einer Pause beginnen wir gemeinsam den langen Abstieg nach Culoz (300 m). Es ist heiss und der Weg unendlich langweilig in zahllosen Serpentinen im Wald. Schon bei 800 m schwebt uns das kühle Bier vor Augen, das wir uns in Culoz als Abschluss der GTJ verdient haben…
Um 16 h kommen wir am Endpunkt der GTJ in Culoz an und quartieren uns im einzigen Hotel der Stadt ein. Angeschlossen ist eine Bar und wir geniessen hochzufrieden unser Bier. Der Chef des Hause lädt uns noch zu einer zweiten Runde ein.Am Abend gibt es noch ein feines Steak mit einer Flasche Rotwein im einzigen Restaurant der Stadt bevor wir todmüde und zufrieden umfallen und einschlafen.