Tag 85, Mi 1606, Etna – Never Ending California …

Etna – „Lassie Town“

 

… aber jetzt sind es nur noch 100 Meilen bis Oregon.


Nicht, dass mir Californien nicht gefallen wuerde, im Gegenteil, es ist grossartig, aber in den letzten Tagen, so um die Meile 1450-1550 hatte ich meinen ersten richtigen Durchhaenger.
Dafuer gab es verschiedene Gruende. Zunaechst sind die Highlights von Nordkalifornien zwar super, aber in einem „Sumpf“ von vielen, vielen, vielen unattraktiven Meilen im Wald versteckt. Das Gefuehl insgesamt war, dass der Trail hier mehr Energie nimmt als er zurueckgibt, obwohl es gehtechnisch nicht sonderlich anstrengend war.
Dann waren meine neuen Schuhe, auf die ich mich sehr gefreut habe und die nach 700 Meilen wirklich notwendig waren, nicht in Drakesbad, obwohl sie laut Amazon zwei Tage zuvor zugestellt wurden. Man wird sie mir nach Castella nachsenden – also noch einmal 150 Meilen mit durchgetretenen Schuhen ohne Profil … In Castella waren die natuerlich auch nicht!
Ausserdem habe ich ein Magen-Darm-Problem entwickelt, das ich erst nach ein paar Tagen auf meinen starken und lange gezogenen Schwarztee (sieht aus wie amerikanischer Kaffee) den ich mir zur Siesta gemacht habe, zurueckfuehren konnte. Konsequenz war natuerlich zu wenig essen und schlecht nach dem Essen, was bei um die 30 mi pro Tag nicht lange gut gehen kann. Ich sehe mittlerweile aus wie ein Arbeitshusky – Haut und Knochen, nur ausdauernde Muskeln, wo sie gebraucht werden.

Pause zwischendurch

Und zu guter Letzt hat mich ein bisschen das Heimweh und die Ungeduld gepackt und ich habe begonnen, Berechnungen zu Meilen und Tagen anzustellen – bei noch ueber 1000 verbleibenden Meilen keine sehr gute Idee …
Jedenfalls habe ich auch das ueberstanden – vor allem mit Hilfe einer Dose Pfirsiche, die mir Cattail, die ihren Mann mit dem Auto am Trail begleitet, geschenkt hat. Unglaublich, was so eine relative Kleinigkeit fuer einen Wert haben kann – eine Dose Pfirsiche, die ich nie vergessen werde!

Wieder eine Baerenbegegnung

 

Aber nun zu den Highlights!
Der Terminal Geyser und Boiling Lake im Lassen Volcano Nationalparc waren einfach grossartig! Ich bin fast eine halbe Stunde neben der Fumarole gesessen und habe zugesehen wie der Schwefeldampf aus der Erde kommt. Daneben sind zahlreiche kleine Loecher, in denen das Wasser blubbert und brodelt. Ein direkter Zugang zu den warmen Schichten der Erde – selbst die Steine, auf denen ich gesessen bin, waren grenzwertig heiss! Boiling Lake kurz danach ist ein grosser kochender See in dem es nur so blubbert!
Eine weitere Attraktion, die mit der Vulkanaktivitaet zu tun hat, ist Subway Cave – ein Tunnel, der entstanden ist, weil aeussere Lavaschichten abgekuehlt sind und die heisse Lava innen weitergeflossen ist und schliesslich einen Hohlraum hinterlassen hat. Leider nicht genug Licht, um die ganze Hoehle zu durchwandern.
Gleich danach kommt Hat Creek Rim – eine riesige Abbruchkante, die rund 300m hoeher liegt, als der andere Teil, der urspruenglich damit verbunden war. Das war auch die bisher herausforderndste Etappe mit gut 33 mi ohne Wasser und 38 Grad im Schatten beim Ueberqueren des Lavafeldes am Fuss der Abbruchkante … heisser Boden!
Am selben Abend hat sich aber wieder gezeigt wie viele Ueberraschungen der Trail bereit haelt! Zunaechst Baum Lake, der eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt und weil ich noch bis 8:30 unterwegs war, eine der schoensten Begegnungen am Trail: eine Skunkfamilie! Mama mit 4 Kindern; Mama war am Futter suchen und die Kleinen haben sich wie die jungen Katzen direkt vor mir am Trail gebalgt. Rund 10 Minuten habe ich ihnen zugesehen und mich vergnuegt. Eines der Kleinen kam dann am Trail zu mir und ich habe ein paar Mal leise xs xs xs gesagt, um es aufmerksam zu machen und zu stoppen. Hat mich angesehen, umgedreht und weitergespielt!
Und dann sind noch die Burney Falls zu erwaehnen – ein eindrucksvoller Wasserfall, wo das Wasser auch zwischen den Steinschichten in den tiefen Pool faellt und nicht nur von der Kante.
Seit Castella ist der Trail auch wieder spannend und mit vielen Aussichten in den Bergen – Castle Crags, Trinity Mountain Wilderness und heute den ganzen up and down in der Russian Wilderness.
Baeren habe ich auch wieder einige gesehen –  mit einem bildhuebschen, tiefschwarz glaenzenden waere ich vorgestern beinahe zusammengestossen, als ich um die Kurve kam. Er hat aber schnell reagiert und den Trail mit einem entsetzten Satz verlassen. Heute habe ich den ersten Baeren getroffen, der nicht panikartig das Weite gesucht hat, sondern gemaechlich von dannen zog, sich auf mein Pfeifen sogar noch einmal umgedreht hat.

Mt. Lassen

 

Mt. Shasta

 

Burney Falls

 

Terminal Geyser – eine Fumarole

 

Skunk Kids

31 Kommentare

  1. Liebe Sabine, take care und mach jetzt kein Blödsinn 😉 Der Weg ist immer noch das Ziel und es ist genug Zeit, auch mal deutlich weniger als 30 Meilen zu gehen. Deine Skunkfamilie bringt mich sehr zum lächeln. Auf nach Oregon! 🙂
    Es drückt Dich
    Andrea

  2. Sabine, schraub etwas das Tempo runter, Oregon ist mental nicht einfach, dies zusammen mit körperlicher Verausgabung ist keine gute Mischung. Vergiss nicht auf zero-days du liegst doch Super in der Zeit.
    Eines sei gesagt Washington ist es wert und einmal dort angekommen hast du es in der Tasche 🙂
    Alles Gute weiterhin!

  3. Hi
    ich mach keinen Bloedsinn und gestern im Pub haben wir schon festgestellt, dass Oregon theoretisch jeden Abend Dinner in einem Resort oder so ermoeglicht ;). Naechster zero oder zwei in Ashland. Ich schau auf mich, will ja ankommen und Teil meines Durchhaengers war auch die Erkenntnis, dass ich das nicht schaffe, wenn ich diesem Plan folge – aber es hat ein paar Meilen gebraucht bis ich den Plan fallen lassen konnte. Jetzt geht es wieder leicht!
    Croatian hat gestern gemeint, zu schnell in WA ankommen ist lonely, sad and wet 🙂 Also mach ich gemuetlich und geh jetzt einmal fruehstuecken.

  4. Hallo, ich denke sehr oft an Sie und stecke voller Bewunderung für dieses Abenteuer, in dass Sie sich da gestürzt haben.
    So wie Sie Ihren Halfpoint erreicht haben, kann ich ihnen mitteilen, dass bei meinem Mann nun endlich die Blutungsstelle im Gehirn mittels GammaKnife verschlossen werden konnte. Also sowohl Sie als auch Manfred befinden sich in der zweiten Hälfte des Weges und ich bin sehr glücklich darüber.
    Werde weiterhin Ihren Weg verfolgen und wünsche viel Kraft und Stärke für den Rest des Weges. Bin in Gedanken bei Ihnen und einen Teil meines Herzens hab ich so wie so bei meinem letzen Besuch in Amerika gelassen. Alles Liebe – Ines Kral

  5. Liebe Sabine! Ich „verfolge“ dich jetzt schon seit den ersten Meilen. Gute Ratschläge hast du ja schon genug bekommen und ich denke du weißt ganz gut was du tun musst um auf deinem Weg zu bleiben! Richtig vorstellen kann ich es mir nicht wie du dich der Monotonie jeden Tag von Neuem stellst, aber ich denke du lebst gerade den Inhalt des Buches “ die Weisheit des ungesicherten Lebens“. Ich halte dir die Daumen- bei meiner Arbeit ja nicht ganz leicht;) und ich hoffe es bleibt noch genug von dir über, das ich „geradebiegen“kann!! Alles Liebe , Werner!

  6. Dein Kommentar nach Deinem Bericht klingt ja schon wieder ganz zuversichtlich!
    Toll, dass Du all die mentalen Hürden in so kurzer Zeit meistern kannst.
    Gratuliere!
    Auch Arbeitshuskys brauchen etwas mehr an den Rippen – auf in die Resorts ;)) !
    Du kannst aber gerne auch eine Bestellung bei uns abgeben: z.B:Marzipan ;))
    Wir schicken Dir gerne etwas an die (über)nächste Adresse!
    Ein @mail genügt!!!
    In Gedanken bei Dir…

  7. Liebe Sabine!
    Keine guten Ratschläge, da ich weiss, dass du sehr gut auf dich aufpassen kannst. Durchhänger gehören bei dieser Distanz dazu, ansonsten würde ich noch meinen du wärst ein ausserirdische :-)) !
    Liebe Sabine, ich wünsche dir weiterhin alles erdenklich gute, Kraft und Aussdauer.
    Ich bin in Gedanken bei dir ! om shanti, namaskar

  8. Uff! Gut, dass der Kommentar nach dem Bericht folgte. So kann ich sicher gehen, dass der Hänger überwunden ist und darüber freue ich mich sehr. Auch dass die Magen-Darm-Geschichte Geschichte ist. Das Bild von den Skunk-Babies und die Beschreibung der Begegnung lässt das Herz aufgehen. Die anderen Fotos natürlich auch! Wow, es gibt den Mt. Shasta also doch!! Vor zwei Jahren Ende Mai, haben wir geglaubt er ist nur eine Foto-Montage, so sehr hat er in Regen und Wolken gelegen. Hoffe sehr, die Schuhe kommen bald. Weiter so!!!

  9. Hi Wasabi,

    Husky hin oder her, sieht zumindest auf dem Foto immer noch gut aus. Vielen Dank für den Bericht und die schönen Bilder.

    Go, Sabi, go!!!
    Moni und Ralph

  10. Hallo Wasabi

    Dein „Flucht-Tempo“ ist echt schnell!
    Ich mach seit Lake Tahoe fast nur 30+ Tage und du bist nun noch einen Tag mehr vorraus…
    Ich bin grad im Hiker Hut in Etna und schon 6 Tage hinten 🙁

    Mach mal einen Doppel-Zero!!!

    Ansonsten kann ich nur sagen… Team Austria ist gut unterwegs :))))

    Liebe Rüße,
    Banana Pants

  11. ZU Schade , dass Weitwandern nicht olympisch ist – Du hättest echt gute Chancen!
    Austria – the winning Team!
    Bist Du schon in Oregon?
    Freu mich schon auf Deinen nächsten Bericht!

    Big Hugs

  12. Team Austria hat sich inzwischen aufgrund zu ausgepraegtem Trend zu ultraleicht halbiert und ich nehme mir ein Jahr time out um einen guten Grund zu haben an diesen schoenen Ort mit so vielen herzlichen freundlichen Menschen zurueckzukommen. Bericht folgt …

  13. Die Welt ist ja bekanntlich klein, deshalb einen schönen Gruss von Still-Phil, den ich am 27.7. am Echo Lake getroffen und nach South Lake Tahoe mitgenommen habe. Er ist wohl auf den ersten 300 Meilen teilweise mit Dir gewandert. Allerdings bist Du schneller unterwegs.. 🙂
    Lass Dich nicht unterkriegen und leg mal nen 0 day ein.

  14. Was ist los?
    30+ Tage machen müde (auch mich), doch was ist geschehen?
    Bin grad in Ashland… Oregon, YES!!!
    Wo bist du?

    1/2 Team Austria ist nicht so cool 🙁

    LG Banan Pants

  15. Alarm! Was ist los?
    1/2 Team – was hat das zu bedeuten?
    Doch eine GIT Geschichte?
    Doppelt wäre sicher besser?!

    Wo bist Du??

  16. Das allerwichtigste! …ich hoffe du bist gesund und es geht dir gut!

    lg Charlie

  17. Mir gehts gut und ich lasse mich schon mit erlesenen steirischen Kalorien (die zaehlen doppelt) verwoehnen – Klartext: ich bin daheim (oder fast).
    Beendet habe ich den PCT nach einigem Fuer und Wider nach 1726 Meilen in Oregon aus verschiedensten Ueberlegungen an deren Basis mein Gewicht von inzwischen deutlich unter 40kg stand. Noch mehr Gewichtsverlust war fuer mich einfach nicht mehr drin. Bin hochzufrieden mit dem Geschafften und freue mich auf den zweiten Teil im naechsten Jahr!

  18. Liebe Sabine Schroll, ich freue mich mit Ihnen über die geschafften Meilen!!!
    Habe Ihre Berichte sehr genossen und mich mit Ihnen über jeden Bären gefreut.
    Genießen Sie die Zeit im Kreise Ihrer Lieben und lassen Sie sich verwöhnen.
    Herzliche Grüße

  19. Hi Sabi,
    gratuliere zum geschafften! Bei dem Gewichtsverlust ist aufhören das beste, es zeugt von Stärke zu wissen wann Schluß ist.
    Grüße Timo

  20. Hallo Sabi,

    na dann, welcome home in good old Europe! Unter 40 Kilo?!? Im Ernst? Mit wieviel bist Du gestartet?

    Eat, Sabi, eat!
    Moni und Ralph

  21. Wir gratulieren zu diesem unbeschreiblichen Abenteuer und zu Deiner unglaublichen Stärke. WIr freuen uns riesig auf DICH! JUHUUUU!

  22. Ich schließe mich den Gratulationen vollumfänglich an! Großartige Leistung: und da meine ich auch im Besonderen die Kraft zu haben aufzuhören! Unter 40kg :-O Meine Güte! Vielen herzlichen Dank für die wundervollen Bilder und Berichte.

    Und auch die Katermänner werden sich narrisch freuen 🙂

    Herzliche Grüße ins schöne Österreich!

  23. Tja, so manche(r) übertreibt es halt mit dem UL …

    Nun haben fast alle deutschsprechenden Leute, die einen selbstdarstellerischen Blog im Internet haben, auf dem Appalachian Trail und Pacific Crest Trail ihr Ziel nicht erreicht …

  24. Selbstdarstellerisch sieht es vielleicht für dich aus, weil du die leute (so nehme ich an) nicht kennst. Für familie, freunde, verwandte und interessierte ist dies der beste weg um vom trail etwas mitzubekommen. Auch für die wanderer selbst ist es gut auf diesem weg erlebtes zu verarbeiten und somit für später zu archivieren.

    Ich denke weiters, dass es keiner außenstehnden person zusteht zu sagen „ihr ziel nicht erreicht“ denn diese ziele kennst du nicht. Ausser sie sind klar nach aussen definiert -> speed record etc..

    Bitte das nicht als angriff zu verstehen, ich versuche nur das blatt von zwei seiten zu beleuchten.

    Sabi, welcome back und bitte lass uns nicht zu lange auf die final words warten!

  25. Anmaßend, dieses unnötige Kommentar!
    Danke für die sanften und klärenden Worte Matthias!

    Bis bald Sabi 🙂 im Blog – im Mail – persönlich……..????
    Waiting for you!

  26. Hallo Sabine,
    ich hoffe du lässt dich von einem Kommentar wie dem von Anna(die einem nur leid tun kann!) nicht davon abbringen, auch nächstes Jahr wieder über deine Erlebnisse am PCT zu bloggen.
    Dann aber bitte an die Hiker-Diet(= 5000kal/Tag) halten!

    liebe Grüße
    Charlie

  27. Hallo Sabi,
    wahre Grösse und Können zeigt sich auch in der Wahl der richtigen Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt.
    Danke für deinen Blog und deine Bilder. Wie wenig es dir dabei um Selbstdarstellung geht, sieht man an der Auswahl deiner Fotos und der Wahl deiner Worte.
    Alles Gute und
    get fat soon 😉

    Stefan (unbekannterweise)

  28. Anna hat wohl nicht kapiert, dass es viele verschiedene Intentionen für einen Blog gibt… Das sind sehr individuelle Gründe und es geht Fremde schlicht und einfach nichts an.
    Darum, liebe Anna, lass deine Gedanken Gedanken bleiben und verschone die Welt mit solchen Kommentaren.

    Liebe Sabi, ich kenne dich nicht, trotzdem vielen Dank für deine Blogeinträge! Ich habe sie mit grösster Spannung verfolgt und ich gratuliere dir herzlich zu deiner Leistung! Nun wünsche ich dir alles Gute, viel Hunger und frohen Mut, den Rest später noch anzupacken 🙂
    Monika

  29. yeahhhhhhhhhhh , ab jetzt wieder persönlich :))))))

  30. thanks @all!
    Ich werde auch weiterhin von meinen Touren berichten! Muss man ja nicht lesen – wäre die reine Zeitverschwendung, wenn es nicht gefällt.
    Für mich ist das „materielle“ Ziel der kanadischen Grenze nur eines gewesen, viel wichtiger ist mir die Freude am Gehen und an der Begegnung mit dem Leben da draussen. Na und?
    Das Motto am KickOff 2011 war: I hike because the voices in my head tell me to. Und 2012: Solvitur ambulando. It is solved by walking.

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