Wie nach jeder längeren Wanderung kommt auch nach dem Pacific Crest Trail der post trail gear check – was hat sich bewährt und durchgehalten und was ist beim Langstreckentest durchgefallen? Und natürlich probiere ich neben den ohnehin bewährten Teilen auch gerne Mike Clellands! Tip Nr. 6 aus dem Buch Ultralight Backpackin‘ Tips aus: Try something new every time you go camping. Auf dem PCT war das meine neue, durchwegs positive Erfahrung mit dem Kindle Touch Ebook Reader!
Shelter und Schlafen
It never rains in Southern California!
Backpacking Light SpinTarp: bewährt, leider beschädigt. Völlig ausreichend für Kalifornien! Es war nur wenige Male aufgebaut. Leider habe ich diesem Lieblingsteil durch Unachtsamkeit ein Loch gemacht, weil es beim Aufbau auf den noch sehr warmen BushBuddy gefallen ist. Für die Fortsetzung spätestens ab Washington war der Umstieg auf das SMD Skyscape geplant.
MYOG Bivy: bewährt. Ein wirkliches Thema auf dem PCT ist der Wind – es ist eigentlich ständig und überall windig! Genug Chancen zu lernen, mit diesem Einfluss umzugehen und Wind macht mir jetzt nicht mehr so viel aus. Und: Es schläft sich bei viel Wind wesentlich besser und unbeschwerter ohne Tarp. So ein Bivy ist ausserdem eine ganz gute Einrichtung gegen Ameisen … und von denen gibt es eine ganze Menge am PCT! Meistens gehen die ja mit Sonnenuntergang auch schlafen, aber wenn es nachts warm ist, bleiben sie aktiv. Sehr aktiv bleiben sie insbesondere, wenn sie sich vor dem Schlafengehen in den Bivy verirrt haben und die ganze Nacht einen Weg nach draussen suchen. Wenn man sie schlaftrunken fangen will, sind sie ziemlich schnell. Da hilft nur – aufstehen und ausschütteln.
MYOG Daunen Quilt: geliebt. Insgesamt 515g Daune waren beinahe immer zu warm, aber genug Reserve, wenn es sehr windig war.
Cocoon Hyperlite Pillow: geliebt. Nach zwei unbequemen Nächten auf dem Kleidungspacksack und Kopfschmerzen als Folge habe ich noch in San Diego beschlossen, dass ich mir inzwischen einen richtigen Kopfpolster gönnen kann. Mit dem war ich von der ersten Sekunde an glücklich – er kam nicht nur nachts sondern auch bei der Siesta und als Stütze beim Lesen zum Einsatz.
Multimat Adventure in Körperlänge und die Thermarest Z-Lite in Torsolänge: bewährt. Die Multimat hat zugleich die Funktion eines Groundsheets übernommen, 4 Segmente der Z-Lite waren als Sitzkissen immer griffbereit. Beide Matten waren aussen am Rucksack und auch während der Siesta immer im Einsatz. Die Robustheit und Einfachheit im Einsatz möchte ich nicht missen, auch wenn das Volumen ein Nachteil ist. Isolationstechnisch hätte die Z-Lite alleine vermutlich sogar für mich gereicht, der Schlafkomfort der Kombi hervorragend, ausser an den sehr frequentierten Campsites mit verdichtetem Boden.
Gossamer Gear BugCanopy : bewährt. Moskitos!! Dieses einfache Moskitonetz, das auch solo mit den zwei Stöcken aufbaubar ist, war für mich völlig ausreichend.
Cocoon Seideninlett: heimgeschickt.
AluGroundsheet: heimgeschickt.
Packen
GG Mariposa (ohne Plus): heimgeschickt, beschädigt. An sich passend und bewährt war der Mariposa mit dem Packvolumen (nicht dem Gewicht!) sogar ohne Bärenkanister überfordert. Beim Packen mitten im Silnylon eingerissen.
ULA Catalyst: geliebt. Am KickOff Wochenende in Lake Morena habe ich ihn mir genauer angesehen, probiert – aber aus mir unerfindlichen Gründen nicht gleich gekauft. Inzwischen sind auf dem PCT die häufigsten Rucksäcke von ULA – Catalyst und Circuit. Er lässt sich auch mit 4 Litern Wasser und 8 Tagen Futter noch recht gut tragen, der Bearvault 500 passt sogar quer locker hinein! Ein Reissverschluss an einer Hüftgurttasche ist kaputtgegangen. Mein einziges und durch Abmagerung zunehmendes Problem (und nicht nur meines) war ein zeitweiliges Kompressionssyndrom am oberflächlichen Nervenast, der unter dem Beckengurt verläuft.
Cuben Packsäcke: Nicht bewährt, beschädigt. Kein Material für die längerfristige Verwendung! Selbst die so gut wie gar nicht strapazierten Packsäcke für Kleidung haben sich zusehends in Wohlgefallen aufgelöst.
Bearvault 500: bewährt, nicht wirklich geliebt. Um 65 USD (incl. Versand, nur Cash) am AZDPCTKO gekauft – er wird dann zeitgerecht nach Kennedy Meadows geschickt! Das Befüllen erfordert einiges an Geduld, Druck und eine Nadel (zum Luft entfernen). Zum besseren Handling hat mein Bärenkanister noch eine Trageschlaufe aus Ducttape bekommen. Obwohl viele ihn als Sitzmöbel benützen war mir eher der Deckel ein Schneidebrett. Der Scheckkartentrick zum Öffnen ist wichtig! Wer sich meinen Bearvault 500 ausleihen will, kann sich gerne melden.
Küche
BushBuddy: geliebt. Selbst in den trockenen und heissen Wüstenabschnitten kann er mit der entsprechenden Vor- und Umsicht (etablierte Campsites, kein Wind!) sicher benützt werden. Insgesamt halte ich die Verwendung von Alkohol in den feuergefährdeten Regionen SoCals für wesentlich problematischer. Offenes Feuer ist in SoCal ein extrem wichtiges Thema – inzwischen sind da schon 41% des Trails verbrannte Erde. In der High Sierra sind Holzfeuer ab einer bestimmten Höhe – beginnend mit 10 000 Fuss bis schlussendlich 8000 Fuss wegen Holzmangels verboten. Wann immer ein höheres Camp unvermeidlich war, habe ich meine paar Feuerholzzweiglein in tiefen Lagen gesammelt und mitgetragen, an Asche bleibt ohnehin nur ein feines Pulver übrig. Und der Rauch ist das beste Mittel gegen Moskitos!
CatCan Spirituskocher: nicht bewährt. Nur als BackUp dabei, war er nur ganz selten am Anfang im Einsatz, das Risiko bei Wind extrem gross und die Leistung mehr als miserabel.
Teekanne und Kuksa: geliebt. Unabdingbarer Luxus mit 156 g und 104 g und immer wieder ein Genuss! Hat öfter als einmal ungläubiges Staunen verursacht 🙂 und praktisch beim Wasser schöpfen.
Snowpeak 900: bewährt. Multifunktionell zum Kochen, Essen, Wäsche waschen und für medizinische Fussbäder.
PotCozy: bewährt, aber nicht sehr haltbar.
Wasserflaschen: bewährt. Mit der Platypus 2,4 Liter, 1 Liter und 0,6 Liter Gatorade Flasche hochzufrieden – stabil, haltbar und funktionell.
Kleidung und Schuhe
DarnTough Socken: geliebt. Diese Socken sind ein echtes Highlight! Nicht nur, dass sie einen hervorragenden Tragekomfort bieten, sind sie auch noch so gut wie unzerstörbar und haben für den unwahrscheinlichen Fall eine lebenslängliche Garantie.
NoName ZipOff Hose: bewährt. Nur als Short getragen, auch nach vielen 1000 Kilometern noch immer gut.
NoName KA Funktionsshirt: geliebt. Auch dieses Shirt hat an die 5000 Kilometer am Zähler und nähert sich mit Löchern an den Rucksackkontaktstellen seinem Ablaufdatum. Wichtige Frage von meinem Freund Honoh: What was the original color of this shirt?
RailRiders EcoMesh: geliebt. Hervorragend, wenn es luftig aber doch langärmlig sein soll… ich sag nur Moskitos.
BPL Merino LA 140: bewährt. Als Iso-Schicht nur selten gebraucht, aber als Reserve, wenn alles andere in der Wäsche ist.
BPL Cocoon Primaloftjacke: geliebt. Perfekt für kühle Morgen, Abende oder Pausen.
JW Gecko Fleecepullover: heimgeschickt. Selbst mir war nicht kalt und 100er Fleece verzichtbar.
D4 Fleece lange Unterhose: bewährt. Wie das BPL Merinoshirt selten als Iso, aber oft als Reservekleidung gebraucht.
Haglöfs OZ, Berghaus Paclite Pants, DriDucks Hose: alle nicht gebraucht, aber doch mitgetragen.
Mütze: heimgeschickt.
Pulswärmer: geliebt. Obwohl ich sie meistens nur ganz früh am Morgen bis die Sonne da war getragen habe, haben sie sich als unentbehrlich erwiesen.
OR Windshirt: bewährt, wie immer die perfekte Ergänzung zum einfachen Funktionsshirt.
Hut: bewährt gegen Sonne und Regen, ausserdem macht er ein cooles Feeling.
Merino Buff: geliebt. Zu diesem Teil eigentlich sonst nichts zu sagen.
PCT Bandana: geliebt. Ein Kultobjekt – dieses Jahr in blau – ausserdem multifunktionell.
MYOG Dirty Girl Gaiters: geliebt. Am linken Fuss der Tiger und am rechten der Leopard.
Salomon XAPro3D: bewährt, nach den Dynafit MS Feline geliebt. Aber nach 800 Meilen ist so ein Paar am Ende – durchgetreten, ohne Profil, mit zerstörtem Innenfutter. Der Nachschub war von Pannen gezeichnet.
Dynafit MS Feline: bewährt, aber nicht geliebt. Im Vergleich zu meinem gutmütigen und geräumigen Salomon PickUpTruck sind diese Schuhe ein hart gefederter unbequemer Sportwagen – schnell, aber unfreundlich zu den Füssen.
Sonstiges
Schirm: bewährt. Kam nur sehr selten zum Einsatz, aber wenn dann war es perfekt. Vor allem als Schattenspender bei Pausen und für eine Stunde Regen.
Suunto Altimax: bewährt. Die wichtigste Navigationshilfe ist die Zeit, wenn man sein Gehtempo kennt.
Photon ReX LED Lampe: enttäuschend. Sehr hell, aber insgesamt zu kurze Leuchtdauer von nur 30-45 Minuten, selbst auf der immer noch ausreichend hellen niedrigsten Stufe.
Fizan Treklite Stöcke: geliebt. Das Grifftuning war gradezu perfekt: Hirschleder mit Fahrradgriffband. Griffig, warm, nicht schwitzig und bei Bedarf beide Stöcke in einer Hand zu halten. Aufstellhilfe für Tarp und BugCanopy.
FujiFinepixF31fd: geliebt. Meine kleine Knipsi Kamera ist nach einem Objektivtausch immer noch alt, aber gut. Allzeit bereit mit den üblichen Schwächen beim Autofokus im Makrobereich und Überforderung mit Kontrasten. Super sparsam im Verbrauch – ein Akku hält um die 1000 Bilder.
Kindle Touch EBook Reader: geliebt. Obwohl ich elektronischen Geräten unterwegs extrem kritisch gegenüberstehe, hat mich der Kindle nach dem ersten Mal live in Kennedy Meadows total überzeugt. Akkulaufzeit bei ein bis zwei Stunden Lesen pro Tag war nach drei Wochen noch nicht am Ende.
Sonnenbrille: nicht gebraucht, in der BounceBox weitergeschickt.
Geldtascherl: bewährt. Eine kleine leichte „Fernweh“-Geldbörse aus Tyvek von Pico aus dem Ultraleicht Trekkingforum – praktisch und immer noch gut, obwohl sich erste Auflösungserscheinungen zeigen. Hundert und fünfzig Euroscheine muss man längs falten, um sie gut unterzubringen, für US-Dollar perfekt!
Kartenmaterial
Beim Kartenmaterial habe ich mir den Luxus von vier verschiedenen Sets geleistet – unterm Strich immer noch leichter und vor allem unabhängiger als ein GPS. Im Rucksack dabei waren natürlich immer nur die entsprechenden Seiten für die Etappe, der restliche Papierberg mit der Post an die nächste Station.
Postholer K. Scott Parks (3 Bände): geliebt. Hervorragende Qualität, meine „Hauptkarte“ und ein echter Genuss. Am besten, um die Topographie zu studieren und für die tatsächliche Orientierung im Gelände, gute Höhenprofile.
Erik The Black, Pacific Crest Trail Atlas (5 Bände): bewährt. Deutlich seltener im Einsatz, aber angenehm, weil er die Strecke in kurze und überschaubare Teilstücke von 0,5 bis 3 Meilen einteilt. Höhenprofil unbrauchbar. Oft ergänzende Infos zu Campsites oder Trailtowns, die in anderen Büchern nicht stehen.
Brian Johnson, Cicerone Guidebook, Pacific Crest Trail: geliebt. Ein kompaktes Guidebook mit vielen guten Infos auch zu Kultur, Natur und Geschichte. Gehzeiten sind für mich nicht anwendbar, Höhenprofile auch eher ungenau.
Wilderness Press Guidebooks (3 Bände): bewährt. Das dicke Standardwerk zum PCT – vielfach veraltet, aber Unmengen an vertiefender Information zur Geologie, Geschichte, Natur und Kultur am Trail. Nicht wert mitgetragen zu werden, aber perfekt für die Vor- und Nachlese.
Yogis PCT Handbook: geliebt und unentbehrlich! Alle wichtigen Infos und Adressen. Bezieht sich in den Meilenangaben auf Halfmile Maps, behindert aber nicht beim Planen mit anderen Karten.
WICHTIG: Die Meilenangaben in keinem dieser Guidebooks stimmen überein, aber wenn man flexibel ist spielt das überhaupt keine Rolle! Es kann die Kommunikation beeinträchtigen, wenn jemand Angaben nur nach Meilen anstelle nach Orten macht: I slept at Mile 1245. !?
Sehr schön, danke für die Zusammenfassung.
Was mich interessier, hat dein Hut die sonnenbrille ersetzt? Ich hatte meine täglich in Verwendung nicht nur wegen Schneeblindheit.
Zum Teil ja – aber es lag ja kein Schnee 🙂 und nur deshalb war sie dabei; ich trage sonst nie eine Sonnenbrille. Ist mir mit der Wechslerei zu mühsam und optische habe ich keine.