PCT 2012: Veränderungen und Vorbereitungen

Nach über 20 Jahren in der tierärztlichen Praxis habe ich seit dem 1. Jänner 2012 meine lang ersehnte Auszeit begonnen. Nicht dass ich deswegen zu wenig zu arbeiten hätte … doch der Countdown läuft ->

Schon seit vielen Jahren wollte ich einmal eine richtig lange Wanderung machen und der Pacific Crest Trail im Westen der USA kommt einem da unweigerlich auf die Liste.
Landschaftlich ist es einer der schönsten und abwechslungreichsten Trails – von der Wüste übers  Hochgebirge bis in den nördlichen Regenwald reichen die Landschaften.
Über 4280 km (2650 Meilen) durchquert man auf dem PCT die drei Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington in Längsrichtung, typischerweise von Süden nach Norden. Der Startpunkt liegt direkt hinter dem Zaun an der  Grenze zu Mexiko, das nördliche Ende an der grünen Grenze zwischen USA und Kanada.
Dazwischen liegen insgesamt sieben Nationalparks, 24 National Forests und 37 Wilderness Areas – jede Menge unterschiedliche Ökozonen, Geologie, Flora und Fauna.

Die Fragen, die mir Freunde und Bekannte stellen, sind immer die gleichen …

Wie lange geht man denn da?

Der grosse Durchschnitt der Wanderer geht den PCT in 150 Tagen – das macht durchschnittlich 28 km pro Tag. Hiervon müssen  aber noch die Ruhetage (sogenannte zero days) abgezogen werden, somit sind es durchschnittlich auf jeden Fall über 30 km pro Tag. Der Rekord liegt so bei knapp über 60 Tagen – der kommt natürlich aus der Kategorie „Männer unter 30“. Edit: Danke Matthias! Scott Williamson ist schon über 30 :).
Das Zeitfenster, in dem man auf dem PCT unterwegs sein kann, ist durch die Jahreszeiten und Witterungsbedingungen vorgegeben: Um die Wüsten im Süden Kaliforniens bei noch praktikablen Temperaturen zu durchqueren ist der Start im Frühjahr, typischerweise im April, nötig. Danach geht es allerdings ins Hochgebirge der Sierra Nevada, mit dem höchsten Pass bis auf 4009 m, wo noch jede Menge Schnee liegt – je später, typischerweise Mitte Juni, man hier ankommt, desto besser. Nach der High Sierra muss man zügig voranschreiten, denn mit dem ersten Schnee im Norden Washingtons muss man Ende September schon rechnen.

Ich werde mich mit meinem Plan an den grossen Durchschnitt halten: Start ist am 27. April mit langsamen Tagesetappen um die 20 -25 km um Überlastungsschäden oder -verletzungen zu vermeiden, geplantes Ende ist je nach Wetterlage um den 27. September bis 2. Oktober.
In Kalifornien gibt es, im Gegensatz zur letzten Saison 2010/11 mit Rekordschneelagen, kaum Schnee – es sieht (bis jetzt!) sehr nach einem ausgesprochen schneearmen Trockenwinter aus.

Da gehst du doch wohl in einer Gruppe? …. oder … allein?

Richtig, ich werde den PCT alleine gehen. Durch das enge Zeitfenster trifft man zwischendurch ohnehin immer wieder einmal andere Wanderer und kann auch, je nach Lust und Laune, ein paar hundert Kilometer gemeinsam gehen.

Hast du denn keine Angst?

Nein, ich habe keine Angst. Zumindest nicht im Vorhinein. Es gibt zwar jede Menge Möglichkeiten für Begegnungen mit Klapperschlangen, Skorpionen, Ameisen, Moskitos, Bären (und theoretisch sogar Puma) oder Abenteuer bei Flussquerungen, verschneiten Pässen, Stürmen oder – hoffentlich keinen – Kontakt mit poison oak ( Eichenblättriger Giftsumach, Toxicodendron diversilobum), aber die sind noch kein Grund für Angst.

Wo schläft man denn, gibt es Hütten?

Nein, es gibt keine Hütten auf dem PCT, es ist ein Wildnistrail. Ich schlafe draussen, unter dem freiem Sternenhimmel (Cowboy Camping) oder unter meinem kleinen Tarp, falls es regnen oder schneien sollte.

Wie schwer ist denn der Rucksack?

In den letzten Jahren habe ich auch im Hinblick auf diese lange Wanderung immer wieder an meiner Ausrüstung gefeilt, gebastelt, probiert, wieder verworfen bis meine aktuelle Packliste herauskam. Dazu gehört auch das Erweitern der Fähigkeiten, und vor allem auch die Leidens-Fähigkeit.
Mein Rucksackgewicht wird sich mit relativ viel Komfort, insbesondere was Wärme angeht, bei rund 6 kg ohne Futter, Wasser und anderen Verbrauchsgütern wie Spiritus, Sonnencreme oder Hirschtalg liegen.  Damit kommen bei voller Futterration für eine Woche und dem in der High Sierra erforderlichen Bärenkanister rund 12-14 kg, gerade noch erträglich, zusammen.

Wer einen Eindruck der beeindruckenden landschaftlichen Schönheit dieses Trails haben will – Matthias hat von seiner Wanderung wunderbare Bilder mitgebracht: 130 Tage in 17 Minuten

Mehr Details zu den Vorbereitungen und der Packliste gibt es demnächst in einem eigenen Artikel.

Eine Entscheidung, ob ich meinen SPOT II Satellitensender mitnehme oder nicht, steht noch aus – aus Sicherheitsgründen wäre es nicht unbedingt nötig.
Mit dem SPOT habe ich allerdings die Möglichkeit, von unterwegs regelmässige OK-Messages mit meinem aktuellen Standort an meine Website zu schicken – gibt es dafür ein Interesse? 😉

Noch Fragen?
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15 Kommentare

  1. Heyho Sabine,

    freue mich schon auf die weiteren Einträge zum PCT.

    Ich liebäugel auch ein wenig damit sowas noch während des Studiums zu machen.

    Gruß
    Hendrik

  2. Hi Sabine, ich bewundere deine mutige Entscheidung, dich zu verändern und deinen Traum zu verwirklichen. Ich bin schon auf deine Packliste gespannt und würde mich auch über weitere Infos zu deinen Vorbereitungen freuen. Deinen aktuellen Standort zu übermitteln, wäre eine schöne Möglichkeit, dich auf deinem Weg zu verfolgen. Allerdings solltest du bedenken, dass wenn die Übertragung mal nicht funktionieren sollte, sich deine Angehörigen und Freunde sicherlich Sorgen machen werden.

  3. Hi Sabi!
    Danke für den Link 🙂
    Ach ja, Scott Williamson ist schon über 30!

    Wenn du dich ohne Spot nicht unsicherer fühlst lass, ihn da oder bounce ihn, ist nur Mehrgewicht 😉

    Genieße die Vorbereitungen, es wird der Hammer werden, du bist wirklich zu beneiden. Ich würds sofort nochmal machen, auch wenn es nicht immer einfach war.

  4. Daumen hoch für Deine Tour 🙂

    So wie Matthias auch schon gesagt hat… der PCT wird Dich umhaun.

    „Every day is a postcard“

    CU

    Carsten

  5. Hoi Sabine,
    Super! Ich freue mich schon auf Ihren Erfahrungen auf dem PCT.
    Ab und zu kürze Blog Beitrage „from town“ scheint mir persönlich ein wenig interessanter zu folgen als täglichen SPOT Standorten für eine so lange Reise.
    Viel Erfolg mit den Vorbereitungen!
    Joery

  6. Hallo Sabine,
    ich freue mich für Dich! Bei mir wird s noch ein paar Jährchen dauern, bis es soweit ist.

    Ein paar Einträge aus den Trail Towns wären schon auch gut, andererseits auf einer Google Map zu sehen, wo Du gerade bist, hm, auch lässig. Letztendlich (D)eine (Gewichts)entscheidung. So oder so freue ich mich auf neue Posts von Dir.
    Gruß hikingharry

  7. Hey, Sabine, oh wie schön! Würd mich sehr freuen, auch unterwegs von dir zu hören bzw. zu verfolgen! So´ne Auszeit gibt es bei mir vielleicht auch bald… ;-)) Alles Gute und halt die Ohren steif! Gruß Carsten

  8. Hi Sabine, alles Gute, und auch wenn Du „nur unregelmäßig“ von den Trail Towns aus berichtest, freue ich mich schon darauf. Deine Art zu schreiben macht viel Spaß zu lesen.
    LG
    11chen

  9. Hallo Sabine, vor 3 Jahren in Freising noch angesprochen und nun willst Du es wirklich angreifen. Ich bin überrascht und begeistert. Als Fan Deiner Verhaltensmedizin bange ich aber auch ein wenig, daß Dir auf dem langen Weg nichts passiert. Es gibt noch soviele therapiebedürftige Tiere (und Menschen). Daher hoffe ich auch auf ein Comeback als Tiertherapeutin und Seminare in München. Viel Spaß auf dem PCT. Ralf (THP)

  10. Hi Sabine, super das du das machst. Hattest es ja vor langer Zeit schon mal angekündigt im TM.de Forum. Schon da fand ich die Idee klasse. Ich werde auf jeden Fall deinen Block verfolgen. Bin selbst gerade in meiner Praxis zu gebunden. Mal sehn was ich so in 10 Jahren mache. Aber solche Touren inspirieren mich immer. Wünsche dir eine tolle Tour. Alles Gute Tina

  11. Hallo Sabine!

    Echt toller Blog von dir… klingt wirklich spannend!
    Mir kommt das ganze aber irgendwie bekannt vor… denn… ich starte am gleichen Tag wie du!!!

    Matthias Kodym hat mir den Tip für deinen Blog gegeben 🙂

    Schön zu sehen, dass ich nicht der einzige bin, der mit dem Kürzel PCT etwas anfangen kann 🙂

    Wie wär’s mit ein wenig Informationsaustausch bevor es los geht?
    Würd mich interessieren wie’s deiner Vorbereitung so geht?

    Liebe Grüße aus Graz!

  12. tolle sache so eine auszeit. hab ich auch mal ein jahr lang gemacht. umso besser noch, da du ein super ziel hast.

    viel spass bei den vorbereitungen und natürlich dann auf tour. freue mich schon auf deinen reisebericht mit vielen wunderbaren photos.

    gruss

    dani

    ps: weisst du was auf TUL läuft? ist das definitv gestorben?

  13. Liebe Sabine,

    auch wenn es nach deinem Zähler noch ein Paar Tage bis zum Start sind, ich freue mich für dich, dass du dieses sicher grandiose Abenteuer angehst, und wünsche dir alles Gute!
    Ständige Spotnachrichten müssen zwar nicht sein, aber ich werde mich auf jeden noch so kleinen Bericht von unterwegs freuen.

    Alles Gute!

    Gerald

  14. Hallo Sabine-wir beneiden Dich und halten die Daumen-bitte unbedingt berichten-so haben wir auch ein bißchen das Gefühl dabeizusein….
    Alles Liebe
    Eva und Thomas Müller

  15. Herzlichen Dank für die vielen aufmunternden Kommentare – ich freue mich, dass so viele an meinem langen Weg interessiert sind. Dafür teile ich auch gerne meine Erlebnisse von unterwegs mit allen Daheimgebliebenen.
    Den Spot II werde ich aber nicht dabei haben – Berichte wird es daher nur zwischendurch aus den Trail Towns von unterwegs geben. Wenn ich es schaffe, werde ich auch mein Trailjournal von postholer auf diesen Blog legen, da ist dann auch mein Standort auf Google Earth zu sehen.

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