PCT 2012: Noch mehr Wueste und Berge

Bin gestern mittag am Tag 12 in Idyllwild angekommen – das macht 178,6 Meilen oder rund 290 km – bis jetzt laeuft alles wunderbar. Meinem Koerper geht es  immer noch gut, der Schmerz wandert frei herum 😉 und bleibt nie zu lange an einem Ort. Heute habe ich einen vollen Ruhetag – zeroday – und meine Gelenke und Muskeln freuen sich ueber die Ruhe. Ab Warner Springs habe ich fuer 1,2 Tage versucht mit Andrew, einem Australier zu wandern – oder vielmehr wollte er mit mir. Dafuer haette ich meinen Rhythmus an seinen anpassen muessen – no way!

Am Samstag 5.5. gab es grosse Party bei Mike an der Chihuahua Valley Road. Nach einem langen heissen Tag bin ich angekommen in der frohen Erwartung etwas Wasser aus seinem Tank nehmen zu koennen – und was finde ich? Eine grosse Party mit jeder Menge Hiker, die gemuetlich herumsitzen, ich bekomme ein kuehles Bier in die Hand gedrueckt und es gibt jede Menge Essen vom Grill, Salat, Fruechte … Einfach so und fuer eine Spende.

Abends bin ich dann noch 2 Meilen bergauf gegangen – angefuehlt hat es sich wie fliegen! Und am Kamm vom Combs Peak unter freiem Himmel geschlafen (= cowboying). Es gab einen schoenen Sonnenuntergang, Super-Vollmond und dann am naechsten Morgen einen wunderschoenen Sonnenaufgang ueber der Wueste.
Am Sonntag habe ich meinen ersten Tag mit einem 2er vor den Meilen gemacht, naemlich 22 Meilen + 2 Meilen extra zum Paradise Valley Cafe fuer Wasser und Abendessen. Seit Warner Springs habe ich kein Abendessen gemacht, der Rucksack wird schwerer statt leichter.

Am Highway 74 genaechtigt, also daneben, und den ersten Nachtfrost. Dann mit 3 Litern Wasser richtig bergauf in die San Jacinto Wilderness. So ab 2300 m war es dann mit der Luft etwas knapp, aber nach der Cowboynacht am Sattel oberhalb von Appache Springs war es besser. Gestern frueh dann noch weiter steil bergauf – es  ist fast wie in den Alpen und ich gehe einfach ganz langsam Schritt fuer Schritt nach oben. Die Landschaft ist super beeindruckend und die Tierchen am Weg sind zahlreich – es bleibt immer abwechslungsreich. Dann der Abstieg rund 700 m nach Idyllwild und am Trailhead hat uns sofort eine Frau mitgenommen – hier warten manche Leute direkt drauf uns Hikern zu helfen.

Zustaende am Trail

Damit meine ich nicht den Zustand des Weges sondern meinen eigenen. Bisher kann ich drei bis vier Zustaende unterscheiden, wobei natuerlilch der koerperliche mit dem emotionalen Zustand extrem eng verbunden ist.
Stimmungsaufhellend: die erste Stunde am Trail und die Sonne aufgehen sehen, viele Tierchen am Wegesrand, schoene Fotos von diesen Tierchen, warmer Vormittag, lange Siesta, ueberraschende Trail Magic, ein erfrischendes Luefterl auf der mit einem leichten Schweissfilm bedeckten Haut, Schatten; Wasser, das nicht zu weit abseits des Weges liegt und dann nicht unangenehm nach Schwefel schmeckt; in der Frueh aufwachen, sich entschliessen bei der allgemeinen Frische doch aufzustehen und 20 min spaeter unterwegs zu sein …

Stimmungsmindernd: Schmerzen, die an einem Punkt festhalten; Unterzucker und damit verbunden Schwachmatikus (was nicht unbedingt mit Hunger verbunden seien muss!), langsame Anstiege bei denen nichts weitergeht;

Einfach so Zustand: Wenn der Weg einfach zu gehen ist, nichts speziell schmerzt und der Kopf voellig leer ist – alle Zeiten zwischen den beiden anderen Zustaenden.

Unterm Strich ueberwiegt derzeit der froehliche und einfach so Zustand, die kurzen Phasen von nicht so gut werden bei weitem aufgewogen.

Heute leider keine Bilder, obwohl ich ganz tolle habe, weil nicht genug Internet-Zeit – aber in Big Bear in ca. 5-6 Tagen sollte das wieder gehen.
Update geht bei mir nur ueber Internetcafe und hier in der Bibliothek von Idyllwild, weil ich nicht wie die meisten anderen ein Smartphone dabei habe.

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4 Kommentare

  1. Hey Sabi, schön, dass Dich der Trail positiv überraschen kann! Die Fotos wirken jedenfalls auch in Hannover grandios und stimmungsaufhellend ;). Ich wünsche Dir ein Maximum an ebensolchen Zuständen und ein weiterhin möglichst entspanntes Reisen, so dass sich die erlebten Bilder und Emotionen zu intensiven Erinnerungen verfestigen können!
    🙂 Andrea

  2. Hi Sabi, hört sich prima an von hier. Auf Google Maps hat sich Dein roter Punkt auch schon gut sichtbar vorwärts bewegt. Rein Luftlinie sieht es schon fast wie ein Zehntel aus. Go, Sabi, go!

    Ralph und Moni

  3. Hallo Frau Schroll,
    ich bin durch puren Zufall hierher geraten und mich haut es aus den Schluppen vor Begeisterung! Hab in „Miez, Miez – na komm“ zum x-ten Mal gelesen, Ihre webaddi gesehen, draufgegangen und was ist: bin dann mal weg 😮 Also gleich weiter in den blog und hier sitz ich nun seit heute früh und lese, lese, lese und freu mich wie Bolle, dass sie meinen Traum in die Tat umsetzen und mich so teilhaben lassen an diesem grossartigen Abenteuer! Danke!

  4. Danke fuer die mentale Unterstuetzung – das macht ungemein Freude in meinen eigenen Blog zu schauen!
    Auch nach den 1800 m bergab sind meine Knie noch weitgehend kooperativ und ich hoffe, dass bleibt so. Nach den heutigen 21 Meilen gibt es morgen nur eine kurze Etappe. Heute vormittag die 200 Meilen ueberschritten!

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