Wie ist Grönland?

Eine der häufigsten Fragen nach meiner Wanderung auf der grössten Insel der Welt:

Wie ist Grönland?

Die Vorstellungen sind ja häufig von Eis und Schnee und kalt und Eisbären geprägt …

Schwarzgraues Eis

Reiseberichte, die ich vor meiner Tour gelesen habe, vermittelten mir den Eindruck der ACT wäre einer der schwierigsten Trails im anspruchsvollstem, aber schönsten Gelände auf dieser Welt – ohne mindestens 20kg Rucksack auf gar keinen Fall zu schaffen.

Riesige Rucksäcke - am Ende des Trails!

Meine Eindrücke und Gedanken zu Grönland sind völlig anders:

Grönland fühlt sich für mich sehr archaisch an, ich war noch nie an einem Ort, der aus der Sicht der Evolution der Erde so dermassen alt ist – also ungefähr 600 Millionen Jahre – und sich auch so anfühlt. Und noch nie habe ich mich einer Landschaft so wenig verbunden und so sehr als völlig fehl am Platze empfunden wie in Grönland.

Frisches Gestein - noch "vor kurzem" unter Eis

Grönland ist wirklich schön – aber es hat eine ausgesprochen spröde Schönheit ohne den geringsten Touch von Weichheit oder Wärme. Erst die Herbstfarben bringen die Landschaft zum Leuchten – ansonsten ist alles in wenig kontrastierten Grau-und Grüntönen, wenig stimmungsaufhellend!

Grau-grüne Landschaft

Man steigt in einen riesigen 3D-Bildband ein und stellt fest, dass man als winziger Däumling im Land der Riesen gelandet ist.
In der weiten Landschaft gibt es überhaupt  kein Referenzsystem oder Anhaltspunkte, auf das sich das mitteleuropäische Auge – an Bäume, Häuser und Strassen gewöhnt – beziehen kann.

Eine besondere Herausforderung war das Wandern mit der 1:100 000 Karte: meine Strategie war schliesslich, die Entfernungen laut umzurechnen. Ungefähr so: Dieser See ist 100 Meter lang, das heisst auf der Karte ist das ein blauer Punkt mit 1 Millimeter und kein „See“! Ich bin eine Viertelstunde gegangen, das bedeutet maximal einen Zentimeter auf der Karte.

Der Arctic Circle Trail ist leider der mit Abstand dreckigste Trail, den ich jemals gegangen bin!

So sieht es unmittelbar hinter der Hütte aus ...

Wenigstens ein Teil ist verbrannt

Rund um die Hütten liegt Müll in grossen Mengen und auch unmittelbar neben dem Weg liegen alle Kategorien von Abfällen. Die Grönländer werfen auf ihren Wintertouren vor allem Flaschen, Dosen und unbrauchbar gewordene Ausrüstung weg.
Im Sommer sind es die Wanderer, die den Trail und die Hüttenumgebung mit Klopapier und Damenbinden verunstalten.
Kleine Nebeninfo: Der derzeit einzige Wanderführer für den ACT ist in deutscher Sprache …

Im Oktober ein erster und aktueller Wanderführer in englisch von Paddy Dillon erschienen:
Trekking in Greenland

Der offizielle Link zum Arctic Circle Trail enthält zahlreiche Infos und Reiseberichte, wohl die beste Ressource im Internet.

Im Gegensatz zu den meisten Tourberichten finde ich, den Arctic Circle Trail kann  man mit vernünftig leichtem Rucksack ganz locker in 8 Tagen als Hüttentour machen.  Die Abstände zwischen den Hütten sind zwischen 3 und 5 Stunden Gehzeit.
Wenn man längere Etappen gehen will und unabhängig von den Hütten im Zelt nächtigt würde ich 6 Tage  immer noch als gut machbar ansehen. Das Gelände ist weder besonders anspruchsvoll noch sind viele Höhenmeter zu bewältigen. Regen erhöht den Schwierigkeitsgrad, weil die ansonsten sehr griffigen Felsenextra rutschig werden und Nebel oder tiefhängende Wolken die Motivation doch ziemlich beeinträchtigen können.
Die Orientierung ist vor allem in der Gehrichtung Kangerlussuaq > Sisimiut einfach, der Trail praktisch nicht zu verfehlen und durch Geländegegebenheiten vorgegeben. In der umgekehrten Richtung aus Sisimiut > Kangerlussuaq ist es leichter den Trail zu verlieren, wenn man nicht achtsam ist und immer im 360° Kreis die Steinmännchen sucht.
Grundlagenwissen im Umgang mit Karte und Kompass ist sinnvoll, insbesondere, wenn man Varianten abseits vom ausgetretenen Trail geht.

Sich den Rückflug zu sparen, in K oder S Futter nachzukaufen und den Arctic Circle Trail als YoYo in beiden Richtungen zu gehen ist ausgesprochen empfehlenswert und nicht im Geringsten langweilig!

Unterkünfte in Grönland sind extrem teuer!
Die günstigsten Möglichkeiten sind:

  • Couchsurfing: in allen Städten möglich
  • Vandrehjem: in Sisimiut und ab 2011 auch in Kangerlussuaq; Nächtigung für 175 DK.
  • Hostel: Old  Camp Hostel in Kangerlussaq (inkl. Frühstück) und Ilulissat Hostel werden beide von World of Greenland betrieben und sind preislich noch erträglich.

Vom Gletscher abgeschliffener Fels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4 − 3 =

CAPTCHA *